Geschichte des Kung Fu
Im Jahre 523 kam der indische Mönch Bodhidharma (auch Daruma oder Ta Mo genannt, 480 –557 n. Chr.) in das Kloster. Er war Zen-Gelehrter und im indischen Kampfsystem Vajramushti ausgebildet. Bodhidharma wollte den Zen-Buddhismus nach China bringen. In dieser Religion stellt -meist sehr langandauernde- Meditation einen zentralen Bestandteil dar. Damit die Mönche bei Kräften blieben, war Bewegung in Form von Gymnastik nötig. Durch das Wirken des indischen Mönchs lebte das System der fünf Tiere zusammen mit den neuen Einflüssen wieder auf. Mit den „Luo Han Shi Ba Shou“ (die 18 Hände des Lo Han) entstanden Techniken, die einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des Kung Fu leisteten. Im Laufe der Jahre verfeinerten die Mönche die Bewegungen weiter und nahmen neue hinzu. Sie studierten die Bewegungen der Tiere und beschäftigten sich eingehend mit dem gesundheitsfördernden Aspekt ihrer Kunst. Eine sehr wichtige Rolle nahmen Übungen zum Erreichen von Harmonie zwischen Körper und Geist ein. Anfänglich diente diese Körperschule zur Ergänzung der Meditationsschule des Zen. Die Mönche erkannten später, dass durch den Einklang von Körper und Geist der Kampf die höchste Bewusstseinsstufe erhält. Somit wurde es Teil des Kampfsystems. Das Wissen um die Künste der Shaolin Mönche verbreitete sich schnell und lockte viele Menschen, in der Hoffnung unterrichtet zu werden, zum Kloster. Durch erfolgreiche Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kaiserhäusern kam das Kloster über die Jahrhunderte zu erheblichem Ruhm und Einfluss.
Besonders durch die regierenden Ming-Dynastie (1368 bis 1644) erlebte das Shaolin-Kloster und seine Kampfkunst einen enormen Aufschwung. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Armee des Klosters etwa 2.500 Kampfmönche. Zudem wurde die Shaolin Kampfkunst in unzähligen Varianten und Techniken ausgeübt. In diesem Zusammenhang wird auch von der Blütezeit des Shaolin-Tempels gesprochen.
Während der Herrschaft der Mandschus (Qing-Dynastie 1644 bis 1911) führten die Mönche ein Doppelleben. Einerseits kooperierten sie mit den regierenden Mongolen, andererseits arbeiteten die Klosterbrüder lange Jahre gegen sie. Als dies Kaiser Kangxi (1654–1722) bekannt wurde, begann ein erbitterter Kampf gegen die Bewohner. Im Jahre 1673 zerstörte die Mongolen-Armee das Kloster vollständig. Hierbei wurden fast alle Mönche getötet. Nur fünf überlebten den Angriff und flohen.
Durch die große Popularität, die die Techniken genossen, hatten sich in den Dörfern zahlreiche weltliche Schulen herausgebildet. Die geflohenen Mönche bereicherten diese erheblich, gründeten darüber hinaus neue Ausbildungsstätten und Stile. Somit verhalfen sie dem Kung Fu zu einer ungeahnten Verbreitung.
Trotz großer Beliebtheit und weiter Verbreitung der Kampfkunst viel das Shaolin Kloster in seiner weiteren Existenz zahlreichen Plünderungen und Zerstörungen zum Opfer. Nur der Hartnäckigkeit der Mönche ist es zu verdanken dass der Tempel immer wieder aufgebaut wurde.
Zur jüngeren Geschichte des Tempels zählt die letzte Zerstörung durch Mao Zedong. Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahre 1949 ließ man die Mönche anfangs gewähren. Jedoch im Zuge der Kulturrevolution ab 1966 wurde der Tempel zerstört und die Mönche verfolgt und vertrieben. Jahrelang hielten sich nur wenige Mönche in den Ruinen des Tempels auf. Erst in den achtziger Jahren wurde der Mythos um den Shaolin Tempel durch die Filmindustrie wiederendeckt. Der Wiederaufbau wurde zum einen durch die Liberalisierung der Religionsfreiheit und zum anderen durch den wiedererlangten Bekanntheitsgrad begünstigt. Daraufhin wurde den Mönchen gestattet die zerstörte Tempelanlage wieder zu errichten, ihren buddhistischen Glauben auszuüben und erneut ihre Kampfkunst legal zu praktizieren. Zurückgekehrte alte Meister ließen sich an und um den Tempel nieder, eröffneten neue Schulen und fingen an ihr Wissen über die verloren geglaubte Kampfkunst zu verbreiten.
Von Shaolin zum Wun Hop Kuen Do
Wie in dem vorangegangenen Abschnitt bereits erwähnt, wurden nach der Zerstörung des Shaolin Klosters eine Vielzahl unterschiedlicher Stile in China verbreitet. Meister versuchten immer wieder ihre Techniken zu verfeinern und sie den Gegebenheiten ihrer Zeit und ihres Landes anzupassen.
Im Folgenden wird ein kurzer Abriss des Weges vom Shaolin Chuan Fa (dem im Shaolin Kloster entstandenem Kung Fu) zum Wun Hop Kuen Do dargestellt. Hier wird jedoch nur auf eine „Linie“ der Kampfkünste eingegangen. Es sei aber kein Schüler daran gehindert, selber nach weiteren Seitenarmen in der Geschichte zu forschen.
Das original Shaolin Chuan Fa, was soviel bedeutet wie „Weg der Faust“, war seit seiner Entstehung äußerst eng mit dem Zen Buddhismus verbunden. Im 13 Jh. schloss sich Zenko Yoshida (1232-1297), als einer der ersten Japaner, der Zen-Glaubensrichtung an. Somit erlangte er auch als einer der ersten Nicht-Chinesen das Wissen um das Shaolin Chuan Fa, dessen japanische Übersetzung „Shorinji Kempo“ lautet. Jedoch wurde es in Japan als Koshu Ryu Kempo bezeichnet. Dem Stil wurde in den folgenden Generationen Elemente des japanischen Ju Jitsu beigemischt. Jedoch blieb der Stil an sich erhalten. Und so lehrte Sukuhei Yoshida (1853-1936) als 20. Großmeister des Koshu Ryu Kempo seinem Enkel James (Masayoshi) Mitose (1916-1981) ab 1921 den Familien-Stil. Ab nun änderten sich die Stile mit jeder neuen Generation.
James Mitose erlernte einen weiteren Stil bei seinem Onkel Choki Motobu, das Shorei Ryu. Seinen eigenen Stil nannte er nun Koshu Shorei Ryu Kempo. 1942 gründete Mitose den „Offical Selfdefense Club“ in Honululu. Bis 1953 brachte er hier 5 Schwarzgurte heraus. Einer davon war William Kwai Sun Chow (1914-1987).
William Kwai Sun Chow erlernte neben Mitoses Stils noch Shaolin Chuan Fa und Judo. Auch er gründete seinen eigenen Stil, das Kara Ho Kempo, und eröffnete eine Schule in Honululu. Hier brachte er unter anderem Adriano D. Emperado (geb. 1926) als Schwarzgurt heraus.
Adriano D. Emperado begann als Kind mit dem Escrima unter seinem Bruder Joe. Später lernte er dieses bei anderen Meistern weiter und erhielt 1940 den 1. Meistergrad im Escrima. 1943 startete er unter Sensei Taneo mit dem Kodokan Judo. Etwas später begann er mit dem Kara Ho Kempo unter William Chow. Des Weiteren trainierte er Boxen und verschiedene Kung Fu Stile. Von 1947-49 entwickelte Emperado zusammen mit vier weiteren Großmeistern anderer Stile ein vollig neues System, das Kajukenbo. Ziel der Neugründung war es, ein äußerst effektives Selbstverteidigungs-System zu schaffen.
Das Kajukenbo wurde von folgenden fünf Meistern aus einer Vielzahl von Stilen, die sie gelernt habe, zusammengesetzt:
1. Adriano D. Emperado: Escrima, Kodokan Judo, Kara Ho Kempo, Boxen, Kung Fu
2. Joseph Holeck: Kodokan Judo, Ju Jutsu
3. Clarance Chang: Nord Sil Lum Kung Fu, Süd Sil Lum Kung Fu
4. Frank Ordonez: Se Keino Ju Jitsu
5. Peter (Walter) Choo: Tang Soo Do, Boxen
Zusammen gründeten sie das „Kajukenbo Self Defense Institut“ auf Hawaii. Hier lernte unter anderem Sid Asuncion (1926-1995), welcher den 9. Meistergrad im Kajukenbo erreichte und dies natürlich auch unterrichtete. Einer seiner Schüler war Al Dacascos (geb. 06.09.1942).
AL Dacascos begann seine Kampfkunstlaufbahn 1953 mit dem Judo, Ju Jitsu und dem Fu Choy Li Fut Kung Fu. Schnell folgte das Ti Kan Jutsu Kai und das Kajukenbo unter Sid Asunction. 1960 erhilt Al Dacascos seinen Schwarzgurt im Kajukenbo und trainierte fortan unter Adriano Emperado. Von ihm lernte Al Dacascos auch das Escrima. Ab 1965 lernte er außerdem Sil Lum Pai Kung Fu, nördliches Sil Lum Kung Fu und südliches Hung Gar im Fu Hok Stil.
1968/69 entwickelt Al Dacascos seinen eigenen Stil, das Wun Hop Kuen Do. Eigentlich einen stillosen Stil. Da die Entwicklung nie abgeschlossen sein soll und sich der Stil jeder neuen Gegebenheit anpasst.
Vom Wun Hop Kuen Do bis Kung Fu MV
Der Gründer des Wun Hop Kuen Do, Al Dacascos, zog 1975 mit seiner Familie nach Hamburg und eröffnete dort eine Kampfkunstschule. Bis 1982 lebte und unterrichtete Al Dacascos in Deutschland. In dieser Zeit brachte er acht Meisterschüler (Jörn Tiedge, Michael Timmermann, Christian Wulf, Dasos Efstathiadis, Winfried Joszko, Emanuel Bettencourt, Hubert Wulf und Marc Dacascos) hervor.
Michael Timmermann eröffnete 1983 die Kung Fu Academy in Lübeck und unterrichtet seither dort das Wun Hop Kuen Do. Holger Neumeyer und Ingo Pontow waren zwei Meisterschüler unter Michael Timmermann. Beide eröffnenten wiederrum eigene Kung Fu Schulen.
Holger Neumeyer unterrichtet seit 1990 Kung Fu in Schwerin. Dort trainierte André Weber von 1992 bis 2001 das Wun Hop Kuen Do und legte hier seine Braungurtprüfung ab.
Ingo Pontow eröffnete 1991 eine Trainingsgruppe in Wismar. André Weber wechselte 2001 in die Kung Fu und Sportschule Wismar. Hier legte er 2004 die Schwarzgurtprüfung ab.
André Weber begann 2001 in Rostock sein Studium. Zu diesem Zeitpunkt fing er ebenfalls an Kung Fu beim Uni-Sport zu unterrichten. Später wurde das Angebot außerhalb des Hochschulsports ausgeweitet, bis im Jahr 2004 erstmals alle Altersklassen unterrichtet wurden und die Phönix Kung Fu und Tai Chi Schule Rostock gegründet wurde. 2009 entstanden hieraus die Phönix Kung Fu und Tai Chi Schulen MV.
Schwarzgurte der Phönix Kung Fu und Tai Chi Schulen MV:
- André Weber (2004)
- Wilson Bischoff (2011)
- Alexander Boehnke (2012)
- Tinh Pham Thanh (2013)
- Erik Weber (2017)